Bitte einen Vortrag über „Motivation“! … dieses Mal auf der Tagung eines bundesweiten Fach-Verbandes. Glücklicherweise nicht als Standard-Vortrag frontal, sondern als Ergänzung zu vorangegangenen Arbeitsgruppen und ihren konkreten Fragen…  Sehr konkret und sehr spannend!

Motivation „machen“?

Zu viele  Fehler, Unfälle, Störungen, Regelbrüche und -abweichungen? Wenn Managementsysteme nicht richtig funktionieren, wird schnell der Mitarbeiter in den Fokus genommen. Und das Gegenmittel, das Führungskräfte schon seit vielen Jahren beschäftigt: „Motivation“!…

Dem Mythos, das dieser „Antriebsfaktor“ sich in Flaschen abfüllen und großzügig verordnen läßt, hat Reinhard Sprenger schon im Jahre 1991 verabschiedet. Trotzdem hängen wir daran und glauben nach wie vor, dass man Motivation einfach „machen“ kann … Sogar die IATF 16949 (ehemals TS = QMS der Automobilindustrie) möchte einen Standard-Prozess dazu…

Tatsächlich ist diese Kraft recht individuell. Sie kommt von innen und sie bleibt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind…

Antrieb wächst auf innerem Gleichgewicht

Motivation ist eine Antriebskraft, die bei jedem Einzelnen entsteht und zwar dann, wenn die sogenannten „psychologischen Grundbedürfnisse“ erfüllt sind…

Eines davon, die „Autonomie“ bestimmt, wie frei und selbstorganisisert wir arbeiten und entscheiden dürfen. Hier ist unsere „Kompetenz“ und Erfahrung gefragt, die entweder durch Erfolg bestätigt oder durch Misserfolg und Lernen bereichert wird. Auf diese Weise als Mit-Arbeiter ernst genommen zu werden, tut einfach gut (Selbstwert!) und trägt maßgeblich dazu bei, Stress zu reduzieren und gesund zu bleiben.

Leider regen Rahmenbedingungen, die durch viele Standards und Regeln geprägt sind, nicht unbedingt zum selbstbestimmten Handeln an. Sie werden viel zu oft als bevormundende Einschränkung empfunden. Entsprechend gerngesehen sind ihre innerbetrieblichen „Vertreter“…

Was können Beauftragte in Stabs- und Fachfunktion tun?

Vier Ansatzpunkte für „motivierende“ Zusammenarbeit

An dieser Stelle wurde die Diskussion der Teilnehmern (viele Stabskräfte/Beauftragte, einige Führungskräfte) sehr lebendig und bunt. Schliesslich sind die Arbeitsbedingungen unterschiedlich und nicht nur durch Managementsysteme geprägt. Hier sind weitere Strukturen und (Führungs-)Kräfte am Werk.

Aber Veränderungen beginnen immer im Kleinen! Wo ließ sich anfangen?
Wir fanden einige Katalysatoren, die allgemein Zustimmung fanden:

  1. Informieren und erläutern bis Sinn und Nutzen deutlich sind. Gerade wenn Vorgaben von aussen diktiert werden – also von Kunden, Gesetzen und Normen – , liegt der interne Nutzen nicht immer auf der Hand. Schliesslich muss der Aufwand sich auch lohnen. Informationen und Zusammenhänge über Zu- und Mißstände, ihre Folgen und (Auf-)Lösungen helfen den Kollegen, sich Ziele zueigen zu machen (sich zu identifizieren) und anzudocken.
  2. Werden Erreichtes und Erfolge dann auch bekannt gegeben und geschätzt (z.B. durch feiern), ist das die „Belohnung“ für´s Mit-Machen.
  3. Sich Zeit nehmen, miteinander reden und nachfragen, um Anstöße für Kurskorrekturen und Verbesserungen aufzugreifen
  4. Beteiligen und gemeinsam entscheiden, um die Experten vorort für praktikable Lösungen einzubinden und ihre Mit-Verantwortung „real“ werden zu lassen…

All dies  ermöglicht Lernen und Entwicklung. Erfolgserlebnisse und gewonnene Erfahrungen stärken Kompetenz und Selbstbewusstsein und die Wertschätzung dafür pusht wieder die Motivation aktiv zu werden…

Für 1 ½ Stunden ein beachtliches Ergebnis, das von einem Teilnehmer gegen Ende auf den Punkt gebracht wurde: Kommunizieren – und zwar „auf Augenhöhe“…

Und das Schöne: So wird Zusammenarbeit nicht nur effektiver. Ohne den Blick „von oben herab“ macht Zusammenarbeit auch mehr Spaß –  unter Kollegen eben!

Unser Fazit: Motivation braucht Kommunikationskönner – keine Besserwisser!

Links & Verweise

Mehr Details und Hintergrundwissen zur Motivation und den Weg vom Wissen zum Handeln serviere ich in meinem Buch.

Führung und Zusammenarbeit in Managementsystemen, Hanseer 2016Schauen Sie doch mal rein 😉

(Link zum pdf-Auszug auf der Seite des Verlages)