Steffi Burkhart ist 26, frisch im Unternehmen und will das betriebliche Gesundheitsmanagement voranbringen. Leider spricht ihr Chef auf dem Weg zum ersten gemeinsamen Mittagessen den folgenschweren Satz aus:
„Frau Burkhart, könnten Sie bitte den Handlauf benutzen!“
Beim Umblicken sieht die junge Frau, dass alle Abteilungs-Kollegen „wie eine Entenfamilie“ den Handlauf nutzend die Treppe herabsteigen. Für sie als Sportwissenschaftlerin und Leistungssportlerin ist all das schwer verdaulich.
Schnell drängt sich ihr die Frage auf: Wie kann man in diesem Unternehmen viele Jahre arbeiten, ohne innerlich zu kündigen. Wie kann man hier gute Leistung erbringen und dabei auch noch Spaß haben?
Sie selbst hat es 2 Jahre ausgehalten in diesem „fremdbestimmten, bürokratischen“ und „regelkonformen Haufen“ und ist dann zu einem Startup gewechselt…
Hier – in den ersten 2 Minuten – erzählt sie diese Geschichte selbst…
Verdauungsprobleme bei „Regel-Kost“
Ja, die Jüngeren stellen Fragen: Gerade die Generation Y (WHY) fragt gern, „warum…“? Welcher Sinn und Nutzen steht hinter einer Vorgabe? Wozu ist das gut?
Während die langjährigen und älteren Kollegen sich inzwischen arrangiert haben, agieren jüngere Mitarbeiter selbstbestimmter. Sie wissen, was sie brauchen, um gute Arbeit zu leisten. „Sinn“ steht ganz oben auf der Liste…
Ein solcher Wertewandel ist ansteckend und er hat Auswirkungen, auch und besonders auf Managementsysteme. Denn wo sonst finden sich so viele Regeln und Verhaltensvorgaben? Daran ändert auch die Bezeichnung „Prozess“ nichts…
Bekömmliche „ZuTaten“ – nicht nur für Jüngere
Die Entscheidung, nach kürzerer Zeit in ein anderes Unternehmen zu wechseln, ist kein Einzelfall. Und in manchen Fällen sicher auch die beste Lösung… Allerdings gibt es Möglichkeiten, den Neuen das „Einsteigen“ in´s gemeinsame Boot zu erleichtern – auch für DIN ISO Managementsysteme:
Ihre jeweiligen Ziele und Navigationssysteme – einerlei ob zu Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz, Umweltschutz oder Qualität – lassen sich auch für nachrückende Generationen bekömmlicher machen. Hier empfiehlt sich, folgende ZuTaten vorrätig zu halten:
1. Geschichten und Haltungen aus dem „Unternehmens-Gedächtnis“
Steffi Burkhart ist neu im Unternehmen. So weiss sie nicht, welche Historie dazu geführt hat, den Handlauf zum Pflichtprogramm zu machen. Wohlmöglich gab es in der Vergangenheit dramatische Unfälle, aus denen gelernt wurde? Auch das Selbstverständnis des Bereiches ist ihr noch fremd, der bei Sicherheit und Gesundheit wohlmöglich immer tatkräftig und sichtbar als Vorbild agieren will.
Solche gemeinsamen Erfahrungen formen kulturelle Mindsets (Haltungen, Werte, „ungeschriebene Regeln“). Und diese werden nicht mal eben in den ersten Tagen aufgenommen. Die 2 Jahre des Arbeitsverhältnisses haben offensichtlich nicht ausgereicht, sich darüber auszutauschen und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Manchmal ist Kommunikation eben doch eine echte Herausforderung…
2. Das Wissen hinter den Regeln
Neue Regeln fallen nicht vom Himmel. Die Einführungsphase hat die neue Kollegin auch nicht miterlebt. Hier gab es wohlmöglich Info-Kampagnen, Schulungen und Workshops, die sich (auch) mit Sinn und Nutzen beschäftigt haben. Denn: Wo der Nutzen nicht ersichtlich ist, gibt´s keine Motivation – nicht nur bei den WHY´s. Wer bringt schon Energie auf für Aktivitäten, die keinen Sinn ergeben und zu nichts nützen?
Für gesetzliche Regelungen zu Umweltschutz oder Arbeitssicherheit muss allerdings oft die Aussage reichen: „Das schreibt der Gesetzgeber vor!“ Auch Kundenanforderungen werden häufig ähnlich rigoros weitergegeben…
All diese Vorgaben werden in der Regel nicht ohne guten Grund gemacht. Meist sind sie Folge schmerzhafter und teurer Lernprozesse, die als Unfallschwerpunkte und Umweltkatastrophen wirksam wurden. Das Verständnis über solche Zusammenhänge hilft, Sinn und Zweck der Vorgaben zu entschlüsseln. Und auch die betriebsspezifische „Übersetzung“ wird dann leichter.
Im Falle von Frau Burkhart war der Gesetzgeber allerdings unschuldig. Vielleicht wäre ihr der Handlauf-Hinweis besser bekommen mit der Erläuterung, wann und warum dies die sicherere Variante ist: Denn auch sie als Leistungssportlerin könnte nach einem langen Arbeitstag auf der Treppe abrutschen oder stolpern. Einfach, weil sie müde ist oder von einem eingehenden Anruf abgelenkt wird und deshalb nicht auf die feuchten Stufen achtet.
Wie beruhigend wäre es dann, wenn sie quasi per Autopilot den Handlauf nutzt und keinen Salto springen muss, um nach einem Fehltritt sicher zu landen? Das allerdings kann nur sie beantworten… 😉
Links und Verweise
Bilder: wie fast immer von pixabay
Spiegel-online: New Work/ So haben die Millennials die Arbeitswelt verändert (01.03.2018)
Studie des Zukunftsinstituts in Frankfurt: Generation Y, Das Selbstverständnis der Manager von morgen (2013) als pdf Download
Mehr Details und Hintergrundwissen zu Autopilot, Denkapparat und den Risiken menschlicher „Betriebszustände“ finden sich hier (Kapitel 7 + 8).
Schauen Sie doch mal rein 😉
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