Oder: Wie du proaktives Sicherheitsverhalten entfachst, mit (Em)Power und ohne Weisungsbefugnis.

Schutz und Sicherheit in Unternehmen leben von Engagement und Beteiligung. Es geht nicht nur um Akzeptanz und Befolgen von Regeln, sondern um achtsames Beobachten, Mitdenken, Mitreden und Mitgestalten im Alltag. Hier ist proaktives Verhalten gefragt – von allen: Initiativen ergreifen, den Status quo hinterfragen, Verbesserungen anstoßen und andere dabei mitnehmen.

Susanne Hansen kennt das Thema aus der eigenen Praxis als HSE-Agent eines produzierenden Unternehmens und hat ihre Masterarbeit  (MBA-Studium  Wirtschaftpsychologie) genutzt, hier tiefer zu graben.

Konkret sprechen wir insbesondere darüber,

  • was „proaktiv“ im Sicherheitskontext für betriebliches Verhalten genau heißt

  • wie Empowerment Beteiligung ermöglicht und welche Dimensionen hier zusammenwirken und was es mindestens braucht

  • welche Formate dazu HSE/EHS & Co. in der Praxis verwenden können und

  • welche Schlüsse und Konsequenzen sie persönlich daraus abgeleitet hat.

Also:  Theorie – ganz praxisnah…

Herzlich willkommen auf meiner Ton-Bühne: Susanne Hansen

  • gelernte Biologielaborantin,
  • >10 Jahre Praxis in HSE (Sanofi)
    – HSE- und Lean-Koordinatorin
    – HSE Agent: Brückenbauerin zwischen Regelwerk und Produktion
  • „zwischendurch“ diverse Weiterbildungen sowie
    MBA Wirtschaftspsychologie; Masterarbeit zu „Arbeitsschutz im Zeitalter Industrie 5.0 – Die Auswirkungen von psychologischem Empowerment auf das proaktive Sicherheitsverhalten operativ tätiger Mitarbeitender“
  • aktuell: SHE-Managerin (Cabot)
  • Ihre Freizeit verbringt sie mit Kind, Mann und Hund, liest viel (und manchmal sogar mehrere Bücher parallel), besucht (Punkrock) Konzerte.
    Außerdem liebt Susanne Hansen es, neue Orte zu entdecken und zu reisen und hält all das auch noch gern mit der Kamera fest.

Einige Schwerpunkte – zumindest die Wesentlichen

  • Der Anstoß, die Arbeit zu schreiben
  • Was wurde hier be-forscht?
  • Was bedeutet psychologisches Empowerment und welche Bedingungen und Einflussfaktoren werden hier wirksam?
  • Was genau ist proaktives Sicherheitsverhalten (Safety Citizenship Behavior) und wie hängt es mit Empowerment zusammen?
  • Welche Ergebnisse ergab die Befragung/Studie konkret und wie sind sie statistisch zu bewerten?
  • Wie lassen die Erfgebnisse in der Praxis „verwerten“ und welche erprobten Ansätze und Tools werden vorgeschlagen?
  • Wie hat sich all das auf deine praktische Tätigkeit ausgewirkt?  Welche konkreten Konsequenzen hast du gezogen?

BeMerkenswertes aus dem Gespräch

Vorspann und Studie

  • Rolle: HSE-Agentin als Brückenbauerin zwischen Regelwerk und Produktion. Übersetzen in praxistaugliches Handeln statt „nur“ Vorgaben.
  • Ausgangslage: „Viele Maßnahmen und Kampagnen scheitern nicht an Intention, sondern daran, dass Menschen nicht erreicht werden oder auch systemische Hindernisse nicht gesehen werden.“
  • Theoriebasis: Psychologisches Empowerment nach Spreitzer mit vier Dimensionen – Bedeutsamkeit, Kompetenz, Selbstbestimmung, Einfluss.
    Ergänzend:  „können-wollen-dürfen“  (von Rosenstiel).
  • Safety Citizenship Behavior“ beschreibt das Verhalten des idealen Mitarbeitenden aus Arbeitssicherheits-Sicht
  • Proaktives Sicherheitsverhalten ist demnach:
    – Freiwillige Beiträge über Vorschrift hinaus,
    – Risiken ansprechen („voice“)
    – Initiative/Veränderung einleiten
  • Susanne´s Studie: 77 auswertbare operative Teilnehmende;

Wichtige Ergebnisse

  • Empowerment-Dimensionen ungleich verteilt. Hoch: Bedeutsamkeit, Kompetenz. Niedriger: Einfluss, Selbstbestimmung.
    d.h. Die Mitarbeitenden können und wollen, dürfen allerdings nicht wirklich und tragen deshalb wenig zur Arbeitssicherheit bei.
  • Psychologisches Empowerment erklärt bei 47 % der Befragten das proaktiven Sicherheitsverhalten.
    Hier hat sich im Gespräch ein kleiner Zahlendreher eingeschlichen: 47% des gesamten Safety Citizenship Behaviors sind durch das psychologische Empowerment erklärbar, speziell für das proaktive SCB sind es nur 43% (in der Masterarbeit ist beides ausgewertet und dargestellt).
  • Wirklich wirksam wird Empowerment, wenn alle vier Dimensionen erfüllt sind.
  • Sicherheitsbeauftragte (Ehrenamt) haben mehr Einfluß und berichten höheres Empowerment.

Konkrete Ansatzpunkte für die Praxis

  • Maßnahmen so gestalten, dass sie Handlungsspielräume eröffnen und Einfluss ermöglichen; z.B. auch Fachkräfte könnten bewusst Macht abgeben.
  • Drei unterstützende Formate aus der Praxis:
    1. „Safety-Buddy“/Themenpate: für Fokusthemen (PSA, Ergonomie, Gefahrstoffe) qualifizieren, mit Mandat und Sichtbarkeit ausstatten.
      Fachkraft coacht, Team entscheidet mehr selbst.
    2. Systemisches Konsensieren: Widerstände sichtbar machen und Lösungen mit geringstem Widerstand wählen, Ursachen für „Bauchschmerzen“ bearbeiten >>> Höhere Akzeptanz, weniger Werstand
    3. Hot & Cold Spots“-Abfrage:
      – Was läuft gut?
      – Wovon mehr?
      – Wovon weniger?
      – Was fehlt?
      >>> Prioritäten neu justieren;
      alles z.B. im Workshop schriftlich per Post-its, damit alle zu Wort kommen.
  • Susanne´s persönlicher Transfer: Mehr delegieren, öfter vor Ort sprechen, Fragen stellen, Schleifen drehen, statt „selbst schnell erledigen“
    >>> Kurzfristig langsamer, langfristig tragfähiger.

Links & Verweise

  • Die Masterarbeit ist NICHT öffentlich. Wer daran Interesse hat, darf sich gern bei Susanne direkt melden.
  • Susanne Hansen auf LinkedIn

Erwähnte/empfehlenswerte Bücher

Bilder/Fotos
Bildhintergrund von Gaby Stein auf Pixabay

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